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 Wer ist eigentlich dieser
 “Norbert W. F. Meier”?

Vielleicht sieht so für manch einen Träumer das Schicksal eines Autors aus:
wie er von den himmlischen Sphären der hohen Dichtkunst auf einem roten Teppich zur Welt der Normalos hinunterschreitet, um dort einer verzückt erwartungsfrohen Leserschaft die jüngsten Werke seiner überragenden Genialität zu präsentieren, die ihm dann auch sogleich von der Menge bewundernder Fans gierig aus den Händen gerissen werden ...

Tja, lieber Träumer, das wirkliche Leben sieht anders aus. Diese Erfahrungen musste ich schon in meiner Schulzeit machen, als ich meine allerersten literarischen Versuche einer Zeitschrift zur Veröffentlichung anbot - und schnöde abgewiesen wurde. Immerhin wurde mein junges Autorenego nicht allzu heftig verletzt, weil es sich um eine Frauenzeitschrift handelte, die meine eingesandte Kurzgeschichte als für ihre “weiblichen Leser zu wenig ansprechend” einschätzte. Damit konnte ich leben, aber die Zurückweisung hatte dennoch zur Folge, dass meine Suche nach einem passenden (oder besser: willigen) Verlag vorerst abgebrochen wurde.

Zumal sich nach und nach auch meine Prioritäten verschoben. Waren anfangs der Kugelschreiber (Homecomputer gab es damals noch nicht) und der Chemiebaukasten in etwa gleichwertige Konkurrenten um meine Gunst, so gewannen nach und nach die brodelnden (und häufig stinkenden) Mixturen in Reagenzgläsern oder Glaskolben deutlich die Oberhand. So verwundert es dann auch nicht, dass ich nach bestandenem Abitur nicht etwa zum erfolglosen Schreiberling wurde, der sich im Vorzimmer von Agenturen und Redaktionen seine bereits wunden Knie noch weiter abschürft, sondern dass ich mich statt dessen mit Feuereifer auf das Studium der Organischen Chemie stürzte und dieses schließlich erfolgreich mit der Promotion abschloss. 

Beruflich lief dann auch alles Weitere wie am Schnürchen, weil ich noch während einer befristeten Anstellung an der TU Berlin ein grandioses Jobangebot erhielt, das eine Verknüpfung meiner aktuellen mit meinen jugendlichen Leidenschaften erlaubte. Denn in gewisser Weise konnte ich mich hier in meinem neuen Beruf sowohl wissenschaftlich als auch künstlerisch entfalten.

ChemInform-Formelschema

 Zugegebenermaßen beschränkte sich dabei die “Kunst” allerdings lediglich auf das Entwerfen von Formelbildern und, als schriftstellerische Komponente, auf das Verfassen von englischen Texten wie im oben abgebildeten (und sehr einfachen) Beispiel. Aber immerhin: in derartigen ”Abstracts” für eine Referatezeitschrift und später bei den Eintragungen in diverse Datenfelder von chemischen Reaktionsdatenbanken war zweifellos ein Mindestmaß an Kreativität erforderlich, und bei als gelungen empfundenen Texten war so etwas wie schöpferische Freude durchaus an der Tagesordnung.

Und dann geschahen in Deutschland zwei Dinge, deren Konsequenzen für mein Leben ich damals niemals hätte erahnen können. Die erste Begebenheit betraf das gesamte Land, denn in einer noch immer unfassbar scheinenden Kette von Ereignissen brach innerhalb weniger Monate die DDR in sich zusammen, und auf einmal gab es weder Mauer noch Stacheldraht zwischen Ost und West. Der zweite Stimulus war rein privater Natur und entfaltete sofortige Wirkung, als meine Frau und ich vom jüngeren Sohn nach der Herkunft des Wortes “Preußen” gefragt wurden. Ein derartiger Wissensdurst musste natürlich unverzüglich befriedigt werden, und so stürzte ich mich also in verschiedene dicke Wälzer zur deutschen Geschichte hinein, bis ich die Frage zufriedenstellend beantworten konnte. Eine zweite Folge dessen war dann allerdings die verblüffende Erkenntnis, dass die historischen Studien richtig Spaß gemacht hatten - und dass ich plötzlich noch viel, viel mehr über die deutsche Vergangenheit erfahren wollte. Was sich auf einmal nicht mehr nur auf Bücherwissen beschränken musste, denn durch den Wegfall der Grenzen konnte man nunmehr jederzeit und ohne lästige Formalitäten überall dorthin fahren, wo man irgendwelche Zeugnisse vergangener Zeiten näher in Augenschein nehmen wollte.

Insbesondere betraf dies natürlich meine Heimatstadt Berlin, wo man zuvor keine 40 Kilometer weit hätte fahren können, ohne die Fahrt an irgendeinem Mauerstreifen beenden zu müssen. Gerade einem Westberliner eröffneten sich auf einmal ungeahnte Möglichkeiten. So konnte ich mich auf die (anfangs noch recht schwierige) Suche nach Spuren des legendären “Cöllns” im ehemaligen Ostsektor machen, hatte ich doch eine dunkle Erinnerung an den Heimatunterricht der Grundschule, demzufolge die Stadt aus den beiden Teilstädten “Berlin” und “Cölln” zu beiden Seiten der Spree entstanden war. Während der Erforschung des unbekannten Teils der modernen Stadt stieß ich, trotz der fürchterlichen Zerstörungen des letzten Weltkrieges, dann auch tatsächlich immer wieder auf bemerkenswerte Bauwerke der vergangenen Jahrhunderte, von der mittelalterlichen Nikolaikirche bis hin zu den Zeugnissen sozialistischer Baukultur am Alexanderplatz. Zudem entdeckte ich eines Tages, dass Archäologen nicht nur geistesabwesend in der Erde herumbuddeln, sondern dass zumindest einige von ihnen durchaus mitteilsam sind und selbst blutige Laien gerne an ihrer wissenschaftlichen Forschung teilhaben lassen. Und so hörte ich mir dann auf einigen Berliner Archäologentagen eine Vielzahl hochinteressanter Vorträge an, bei denen über die aktuellen Erkenntnisse zu den ältesten Zeugnissen der Stadtgeschichte berichtet wurde.

Es verwundert wohl wenig, dass ich die Begeisterung für diese faszinierende neue Welt, die ich da für mich entdeckt hatte, über das Internet auch anderen vermitteln wollte. So ließ ich dann also eine Domain mit dem passenden Namen “damals-in-berlin” registrieren und machte mich flugs an die Arbeit. Beginnen wollte ich mit einem Abschnitt über die mittelalterliche Entstehung der Stadt - und stellte nach ein paar Wochen verblüfft fest, dass die bereits gesammelten Inhalte den angedachten Rahmen deutlich überschritten. Tja, und dann fragte mich jemand: “Warum schreibst du statt dieser Internetseiten nicht einfach ein Buch über das Thema?”

NWFM-lacht

Zack, rumms, Volltreffer - und reichlich Zerknirschung (“Warum habe ich daran nicht selbst gedacht???”). Wie auch immer: einen guten Vorschlag sollte man nicht ignorieren, und so begann ich damit, die für die Homepage vorgesehenen Texte und Bilder, sowie umfangreiches weiteres Material, in Buchform zu bringen. Tatsächlich dauerte es dann noch viele Monate, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war und das gewünschte Produkt vor mir lag. Das fertige Manuskript schickte ich mit innerlich recht widersprüchlichen Gefühlen an vier verschiedene Verlage, und dann geschah das schier Unglaubliche: bereits einen Tag später trudelte eine interessiert klingende Antwort (vom Berlin Story Verlag) im Eingangskorb meiner E-Mail ein! Es dauerte noch einige Wochen und zahlreiche Besprechungen, bis ich den Autorenvertrag in den Händen hielt, aber dann war es geschafft: der Autor war die Treppe vom träumerischen Autorenhimmel zu den Lesern hinabgestiegen, um ihnen sein neues “Werk” vorzustellen ...

Erfreulicherweise war die Resonanz auf das Sachbuch “Berlin im Mittelalter - Berlin/Cölln unter den Askaniern” durchweg positiv, und selbst gestandene Archäologen äußerten sich lobend über die Arbeit eines komplett Fachfremden. Wobei nicht verschwiegen werden soll, dass  eine gewisse Portion Glück häufig über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. In meinem Fall war es der (von mir anfangs überhaupt nicht beachtete) Umstand, dass mein Manuskript pünktlich zur 775-Jahr-Feier Berlins im Jahr 2012 in den Handel kam!

Aber egal - welcher Zufall auch immer die erfolgreiche Veröffentlichung begünstigt haben mag: die Lunte war gezündet, und von nun an gab es kein Halten mehr bei der Verwirklichung der jugendlichen Träume. Nach dem Blick auf die jüngere Geschichte Berlins folgte nun ein Abstecher zu noch viel weiter zurückliegenden Zeiten in einem zweiten Sachbuch, das ebenfalls vom Berlin Story Verlag im Jahr 2014 publiziert wurde. Wie der Titel “Berlin Geologie - über und unter dem Pflaster der Großstadt” bereits andeutet, wurde hier neben einer Betrachtung der geologischen Vergangenheit der Region zudem ein kurzer Überblick über die allüberall in den Bauwerken der Stadt anzutreffenden verschiedenen Natursteintypen eingefügt. Erfreulicherweise war auch in diesem Fall die Resonanz der Leserschaft durchweg ermutigend, und in einigen Berliner Tageszeitungen erhielt das Sachbuch sehr positive Kritiken.

Wen wundert’s, wenn sich nach diesen Erfolgen im Sachbuchsektor schließlich der Hunger nach mehr meldete. Der Hunger nach der “richtigen” Sache - nämlich einem eigenen Roman. Zur Vorbereitung darauf wurden allerdings zuerst einmal kleinere Ziele angestrebt, und nach einem kritischen Blick auf die Gedichte und Kurzgeschichte der Jugend erfolgte eine Überarbeitung einiger dieser Frühwerke, sowie ein etwas genauerer Blick auf mehrere verschiedene literarische Formen, gefolgt vom spielerischen Verfassen von ein paar eigenen Fabeln, Märchen, Parabeln, Novellen, Kurzdramen sowie klassischer und moderner Poesie. Aber dann war es soweit: der erste Roman wurde in Angriff genommen, und da ich einerseits persönlich schon immer historische Stoffe mochte und mich andererseits sehr intensiv mit der Berliner Geschichte der Askanierzeit auseinandergesetzt hatte, war es naheliegend, dass dieser Roman im mittelalterlichen Berlin spielen musste. Zweitens beschloss ich, etwas völlig Neues zu schaffen: ein Crossover von Roman und Sachbuch, in dem die eigentliche Handlung mit informativen Bildern illustriert wird und im Text genannte historische Begriffe und Konzepte mit einer Vielzahl an Fußnoten exakt beschrieben werden.

Nach etlichen Monaten war es dann soweit: ich hielt das fertige Manuskript voller Künstlerstolz in den Händen und legte es einigen Agenten und Verlagen vor. Mit dem Ergebnis, dass dieser ursprüngliche Künstlerstolz aufs Ärgste gebeutelt wurde, denn niemand konnte mit meinem revolutionären Projekt etwas anfangen, weil der Mix von Sachbuch und Roman nicht sonderlich geschätzt wurde, und er zudem nicht in die gängigen Marketingkategorien hineinpasste. Letztlich musste ich mir eingestehen, dass das mangelnde Interesse auch durchaus seine Berechtigung hatte, denn die zahlreichen Fußnoten würden den Leser immer wieder und wieder aus der Geschichte herausreißen. Also schrieb ich eine komplette Neufassung des Manuskripts, um sämtliche Fußnoten ohne größeren Verlust an Information entfernen zu können. Und Glory, Glory, Hallelujah - diese Änderungen erwiesen sich als erfolgreich und überzeugten den Bookshouse-Verlag, den historischen Roman “Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn” in sein Programm aufzunehmen! Grund genug, die Flinte auch weiterhin nicht ins Korn zu werfen, denn schließlich wollte ich als alter Agatha-Christie-Leser auch immer mal selbst einen modernen Kriminalroman schreiben. Gesagt, getan - dies war die Geburtsstunde des Krimis “Die Springseil-Morde”, der ebenfalls von Bookshouse publiziert wurde.

So geschah es also, dass der ehemals träumerische Autor inzwischen zwar nicht mehr erwartet, dass ihm unzählige Fans hechelnd und um literarischen Nachschub flehend zu Füßen liegen und ihm jedes neue Werk zitternd und begeistert aus den Händen reißen. Aber er empfindet zugegebenerweise durchaus ein wenig Stolz und Zufriedenheit dabei, wenn er in seinem Bücherregal direkt neben den populären Sachbüchern und Klassikern der Spannungsliteratur auch ein paar seiner eigenen Werke vorfindet. Und da er mittlerweile als Rentner auch viel freie Zeit hat, wäre es nicht verwunderlich, wenn künftig noch das eine oder andere zusätzliche Sachbuch oder belletristische Erzeugnis seinen Platz in diesem Teil des Bücherregals findet ...

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